GOR '97
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[Wegen Krankheit abgesagt]

Vergleich von Selbst- und Fremdbild von Psychologen und Psychologinnen im Internet und auf dem Papier

Ira Rietz
und
Svenja Wahl

Methode: Vergleich von Papier- und WWW-Befragung anhand einer Fallstudie

Diese Fallstudie aus dem Bereich der Psychologie zeigt: WWW- und Papier-Version einer Befragung können nicht als uneingeschränkt vergleichbar gelten. Einzelne Ergebnisse weisen signifikante Unterschiede auf.

Öffentlich wie innerfachlich steigt das Interesse am Image der Psychologie und ihrer Vertreter. Damit wächst auch das Bedürfnis nach einer umfassenderen wissenschaftlichen Reflexion des Themas. Bereits 1965 führte Peter Hofstätter eine empirische Studie zu diesem Thema durch. Dabei verglich er das Bild, das sich Nicht-Psychologinnen von Psychologen machen (Fremdbild), mit dem Selbstbild und dem vermuteten Fremdbild von Psychologinnen. Ein Ergebnis dieser Studie war, daß das vermutete Fremdbild schlechter ausfiel als das tatsächliche Fremdbild. Die Psychologen beurteilten ihr Image in der Öffentlichkeit also kritischer, als es offensichtlich war. Unser Interesse war es herauszufinden, wie es heute um das Image der Psychologie bestellt ist. Es ist zu vermuten, daß sich in mehr als 30 Jahren sowohl das Bild der Psychologie in der Öffentlichkeit als auch das Selbstverständnis der Psychologinnen gewandelt hat.

Aufgrund der fortgeschrittenen Technologie bieten sich heute neben der klassischen Paper-Pencil-Version weitere Möglichkeiten der Datenerhebung an, etwa Online-Befragungen im Internet. Kontrovers diskutiert wird allerdings die Frage, ob die im Netz erhobenen Daten mit denen aus klassischen einer Printfassung vergleichbar sind.

Wir entwickelten den F-E-P (Fragebogen zur Einschätzung der Psychologie), der neben den 12 Original-Items von Hofstätter 36 neu konstruierte Items enthielt. Da wir den F-E-P in zwei Varianten vorgaben (WWW- und Print-Version), ermöglicht das Forschungsdesign auch einen empirischen Vergleich. An der Untersuchung nahmen 165 Psychologen (115 WWW-, 50 Papier-Version) und 431 Nicht-Psychologen (262 WWW-, 169 Papier-Version) teil. Die beiden Stichproben von Nicht-Psychologen unterschieden sich signifikant hinsichtlich Alter und Geschlecht, die Psychologen-Stichproben signifikant hinsichtlich Alter, Geschlecht sowie dem Jahr des Studienabschlusses.

Beim Vergleich des Selbstbildes zwischen den Papier- und den WWW-Psychologen ergaben sich bei zehn Items signifikante Unterschiede. In der Mehrzahl der Fälle fällt das Selbstbild der Psychologen, die die Papier-Version aus-füllten, besser aus als das der WWW-Stichprobe. Bei der Aussage »Die Psychologie hat nur pauschale Lösungen anzubieten, die im Einzelfall wenig hilfreich sind« beispielsweise traten hochsignifikante Unterschiede auf. Beim Vergleich des Fremdbildes von Nicht-Psychologen ergaben sich zwischen Papier- und WWW-Stichprobe bei zwölf Items signifikante Unterschiede. Anders als beim Selbstbild fielen die WWW-Antworten hier fast durchgängig positiver aus als die Antworten der Papier-Stichprobe.

Wie sowohl die Zusammensetzung der Teilstichproben als auch die aufgeführten Ergebnisse gezeigt haben, kann nicht von einer uneingeschränkten Vergleichbarkeit der Befragung im WWW und als Paper-Pencil-Version ausgegangen werden.

Dr. Ira Rietz, Dipl.-Psychologin, ist Wissenschaftliche Assistentin,
Dipl.-Psychologin Svenja Wahl Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität der Bundeswehr in Hamburg.
E-Mail: Ira.Rietz@unibw-hamburg.de

 

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